Sexuelle Belästigung und was du dagegen tun kannst

In der letzten Zeit bin ich wieder vermehrt in der Nacht in Bern unterwegs gewesen – mit Freundinnen und Freunden in Clubs am tanzen, plaudern, eine gute Zeit haben und einfach leben, ohne gross nachzudenken. Ich geniesse diese Stunden, die sich für mich wie eine Öffnung in einen anderen Raum von Zeit und Ort anfühlen.

 

Im Nachtleben hat sich einiges Entwickelt… zum Besseren für uns Frauen, wie ich finde. Fast überall wo ich eingetreten bin, wird zuerst das Awarness-Konzept erklärt – also die Regeln eines friedlichen und toleranten Beisammenseins. Hier findest du ein Beispiel dafür:

 

https://www.kapitel.ch/awareness 

 

Zuerst habe ich gedacht, das bringt doch eh nicht viel – so schnell habe ich mich daran gewöhnt, nicht belästigt zu werden. Aber ich muss zugeben, dass ich mich getäuscht habe. Das merkte ich aber erst, als ich in einen Club ging, der über kein Awareness-Konzept verfügt und kein Intro zum Einlass in den Club zur Voraussetzung macht. Ich will hier gar keinen Club hier anschwärzen oder loben – dennoch: Der Unterschied ist einfach massiv! Es war wieder das alte Thema: Kaum war mein Begleiter weg, war ich umgeben von 3-4 Männern und ihren Händen.

 

Und dabei geht es gar nicht um mich, wie ich aussehe oder was ich ausstrahle. Es geht unter anderem um den Trieb, der befriedigt werden will und im Zusammenhang mit Alkohol und Drogen sind alle Hände ein bisschen lockerer drauf. Und sicher, ich kann mich wehren. Aber ich hatte einfach keine Lust dazu und daher meinen Begleiter an die engere Leine genommen als Aufpasser. 

 

Das Thema sexuelle Belästigung im Ausgang hat mich schon früher beschäftigt. In der Ausbildung als Wen-Do Trainering haben eine Freundin und ich uns angeboten, bei einem Bericht von 10vor10 mitzumachen. Hier der Link zu diesem Bericht vom 18. November 2010:

 

Ausgang in Bern

 

In diesem Blogbeitrag werde ich darauf eingehen, wie sich sexuelle Belästigung definiert, um was es dabei genau geht und welche Möglichkeiten du genau hast, um dich zur Wehr zu setzen. 

Definition: Sexuelle Belästigung

Wenn du irgendwo in einer Zeitung liest „Diese Frau wurde sexuelle belästigt“ kann das grundsätzlich von einem sexualisierten Spruch bis hin zur Vergewaltigung alles bedeuten. Hier geht es einerseits darum, das Volk vor einer harschen Wahrheit zu bewahren anderseits die Menschen nicht zu Straftaten zu animieren. Aber was genau definiert der Terminus „Sexuelle Belästigung“ eigentlich?

 

Auf der Website des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann findet sich dazu folgendes:

 

„Wer eine Frau oder einen Mann am Arbeitsplatz belästigt, wer andere mit Worten, Gesten oder Taten demütigt, verletzt geltendes Recht.

 

Das Gleichstellungsgesetz verbietet sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Dazu gehören:

 

  • Vorzeigen, Aufhängen, Auflegen und Verschicken von pornografischem Material (auch elektronisch)
  • Anzügliche Bemerkungen und sexistische «Witze»
  • Unerwünschte Körperkontakte und Berührungen
  • Annäherungsversuche und Druckausübung, um ein Entgegenkommen sexueller Art zu erlangen – oft verbunden mit dem Versprechen von Vorteilen und dem Androhen von Nachteilen
  • […]
Sexuelle Belästigung,Belästigung
Sexuelle Belästigung,Belästigung

Meiner Meinung nach, gilt dieser Textauszug nicht nur für den Arbeitsplatz, sondern auch für alle anderen Bereiche des Lebens. Du denkst: Ja alles klar, klar definiert. Aber so einfach ist es nicht. Ein sexistischer Witz kann in einer passenden Situation auch mal echt lustig sein. Ein Annäherungsversuch kann auch aus einem tiefen Bedürfnis nach Nähe zu diesem Menschen kommen. Daher stellt sich die Frage: Was ist Flirt und was ist Belästigung? Die Grenzen können schwammig sein, wenn du nicht Klarheit in dir selbst hast. 

 

Folgende Fragen helfen dir, Flirt und Belästigung zu unterscheiden und Klarheit für dich zu erlangen:

 

  • Wie ist dir in der Situation, in der dir jemand nahe kommt, zumute? Fühlst du dich umschwärmt und macht es dich fröhlich? 
  • Bist du entspannt?
  • Sind die Berührungen angebracht und angenehm?
  • Gefällt dir dieser Mensch, hast du ein gutes Gefühl in seiner Nähe? 
  • Möchtest du dich diesem Menschen auch auf diese, erotische, Weise nähern?

Dann ist es für dich ein Flirt.

 

…oder…

 

  • Wie ist dir in der Situation, in der dir jemand nahe kommt, zumute? Ist dir unwohl und fühlst dich unter Druck gesetzt? 
  • Fühlst du dich angespannt?
  • Sind die Berührungen unangebracht und unangenehm?
  • Ist dieser dieser Mensch fremd oder unsympathisch oder du hast ein ungutes Gefühl? 
  • Möchtest du diesem Menschen gar nicht näher kommen?

Dann ist es für dich eine Belästigung.

 

Stell dir im Moment einer solchen Situation diese Fragen. Es ist aber nicht notwendig, dass du dir diese Fragen alle stellst. Eine reicht meistens schon. Und zwar die Frage nach deinem Gefühl: Hast du ein gutes oder ein ungutes Gefühl mit diesem Menschen? Hast du ein ungutes Gefühl: Vertraue dir, höre darauf und gehe auf Distanz, brich die Situation ab.

 

Du merkst schon: Du allein entscheidest schlussendlich, ob es sich um eine Belästigung handelt oder nicht. Denn nur du fühlst, was du fühlst. Alle Richtlinien in Ehren – sie sind eine super Guideline für eine gesellschaftliche Norm – doch du allein entscheidest. Wichtig ist, dass du dich ernst nimmst und dir vertraust. Das kann ich nicht genug betonen!

Macht - Ohnmacht

Ein weiterer wichtiger Teil im Zusammenhang mit sexueller Belästigung ist die Frage der Macht. Sexualität ist bei sexueller Belästigung oder sexualisierter Gewalt ein Mittel zum Zweck. Es geht nicht um Sex. Es geht immer um Macht. Oder besser gesagt: Machtmissbrauch.

 

Macht per se ist einfach mal eine neutrale Kraft. Eine sehr powervolle Kraft. Wenn wir in unserer Eigenmacht sind, können wir uns ein Leben in Fülle erschaffen, wir können Freude in unser Leben bringen und fühlen uns einfach gut! Diese Eigenmacht dient nicht nur uns. Wenn wir in unserer Power sind, leben wir unsere Bestimmung. Leben wir unsere Bestimmung, dienen wir dem grossen und ganzen und allem, was darin lebt.

 

Wenn wir jedoch nicht in unserer Power sind, leben wir das entweder autoaggressiv aus oder wir beginnen, Macht über „Schwächere“ auszuüben, damit wir uns besser fühlen. Eine autoaggressive Form der ungesunden Machtausübung kann sein, dass wir uns selbst schwach und abhängig von anderen Menschen oder Umständen machen. Oder dass wir uns klein machen und unser Licht unter den Scheffel stellen. Das ungesunde Ausüben der Macht über andere kann sein, dass wir Menschen für unsere Zwecke manipulieren oder missbrauchen. Oder das wir ganze Ethnien vernichten wollen. Also auch Femizid und Genozid sind Symptome von Machtmissbrauch. 

Aber zurück zum Thema. Was hat nun diese ungesund gelebte Macht mit Sexualität zu tun? Hier geht es darum, das die Sexualität als Mittel zum Zweck für den Machtmissbrauch benutzt wird. Zum Beispiel als Manipulation in Beziehungen.

 

Wenn ich da den klassischen Rollenbildern folgen will, sieht das so aus:

  • Der Mann erpresst die Frau: Wenn sie sich keinen Sex mit ihm will, ist das der Beweis, dass sie ihn nicht liebt und nicht verdient. Der Mann kreiert Schuldgefühle und Druck in ihr, droht vielleicht sogar, sie zu verlassen und mit drei Kindern sitzen zu lassen.
  • Die Frau erpresst den Mann mit Sex-Entzug, wenn er nicht das tut, was sie will, das er tut. 

 

Sexualität kann aber auch als Druckmittel am Arbeitsplatz benutzt werden: Wenn die Frau einem Chef sexuell entgegenkommt, unterstützt das ihre Karriere. Oder eben auch im Alltag: Der Mann kann ist das starke Geschlecht und er kann tun was er will – er kann sich das Recht herausnehmen, eine Frau zu berühren oder ihr Dinge zu sagen, die sie nicht hören will oder die respektlos sind. Er sieht es als sein Recht an, denn er ist ein Mann.

Ich will keinesfalls alle Männer oder Frauen oder andere Geschlechter über einen Kamm scheren. Ich beschreibe das hier sehr plakativ und eindeutig im Sinne der Klarheit. 

Was kannst du tun, wenn dir jemand zu nahe kommt?

Ich gehe hier von einer Situation im öffentlichen Raum aus, wobei auch andere Menschen, die du kennst oder nicht kennst, anwesend sind.

 

 

Zuerst mal: Sei dir im Klaren darüber, dass du das Recht hast, nein zu sagen und die Grenzen zu bestimmen. Es ist dein Recht dich und deinen Körper zu schützen.

 

Sei dir weiter darüber im klaren, dass es zu deiner Verantwortung gehört, dein nein und deine Grenzen klar zu kommunizieren. Das kann niemand anders für dich übernehmen. 

Mir ist bewusst, dass wir das nicht immer können. Darum ist ja auch das „Nur JA ist JA“ so wichtig. Für dich gilt daher: Auch wenn du im Moment nicht klar nein sagen kannst, weiss ein Mensch, der dir zu nahe kommt, das er deine Grenzen überschreitet und dich belästigt. Auch wenn du nicht klar kommunizieren kannst, ist es niemals in deiner Verantwortung oder Schuld. 

 

Nochmals: Höre und vertraue immer auf dein Gefühl. Das ist die Basis. Der nächste Schritt ist: Handle nach deinem Gefühl. 

 

Wenn es dich weg zieht: Geh weg.

 

Wenn du unsicher bist und dir Unterstützung von einem Menschen wünscht, der gerade in deiner Nähe ist und dir helfen könnte: Sprich diesen Menschen an und bitte um Unterstützung. Du musst nicht alles selber machen.

 

Wenn dir jemand zu nahe kommt: Sprich es aus. Sage „Sie kommen mir zu nahe. Halten sie abstand.“  Wiederhole deinen Satz so oft, bis er wirkt. Auch wenn es 100 Mal ist und du dir blöde dabei vorkommst. 

Übrigens: Es hilft, fremde Menschen, die dich im öffentlichen Raum belästigen, zu siezen. So ist den Menschen um dich herum klar, das ihr euch nicht kennt. Das muss natürlich zu den Umständen passen.

 

 

Wenn du unsicher bist, ob du das alles kannst, habe ich einen Tipp für dich: Übe das mit deinen Freundinnen, bis es sitzt. Macht ein Rollenspiel daraus und übt verschiedene Situationen. Geh in einen Selbstverteidigungskurs. Oder komm in ein Coaching zu mir und übe es mit mir. Und lerne noch viel mehr über dich und deine Grenzen.

Alles Liebe zu dir

Eliane

 

PS: Bei Fragen bin ich, wie immer, für dich da.

PPS: Wenn du magst, kann du mir gerne von deinen Erlebnissen berichten.
PPPS: Willst du deinen Kampf konfrontieren: Ich bin in Einzelsitzungen für dich da

Lieber hören statt lesen? Hier der Blogcast zum Text

Was ist Shadow Alchemy

Nur auf dem Pfad der Nacht erreicht man die Morgenröte.

 

Schadow Alchemy bedeutet, den Mut zu haben, deinen Schattenweg zu gehen.

Den Mut zu haben, in die volle Akzeptanz zu gehen, mit allem, was jetzt gerade ist.

Den Mut zu haben, zu werden, wer du wirklich bist.

Den Mut zu haben, dich in der Tiefe zu erkennen und zu lieben. 

Den Mut zu haben, dich zu achten und dein Potenzial Schritt für Schritt zu aktivieren.

Sodass du dich voll und ganz entfalten kannst, ohne dich zu verstecken.

Sodass du dich voll und ganz dem Leben hingeben kannst, frei von Zweifeln und irrationalen Ängsten.

Sodass du Schöpferin deines Lebens wirst und dich selbst wieder ermächtigst, frei von Scham und Schuld.

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