Gastbeitrag: Mit Pflanzen verbunden

Es geht nicht ohne sie

In einigen Filmen einer düsteren Zukunft unseres Planeten fehlt oft etwas, ohne das Leben auf diesem Planeten gar nicht möglich wäre: Pflanzen. Noch gibt es geschätzt um die 300’000 Arten auf diesem grünen Planeten und sie sorgen für unser Wohl und Überleben. Ihre Samen und Früchte ernähren uns, ihr Holz wärmt uns und gibt uns ein Zuhause. Sie sind uns Kleidung, schenken uns Heilung, zaubern uns mit einer Blüte ein Lächeln ins Gesicht, sind uns Heimat und sorgen für sauberes Wasser und dass uns nicht die Luft zum Atmen ausgeht. Ohne Pflanzen läuft, im wahrsten Sinne des Wortes, nichts auf diesem Planeten.

Frühe Pflanzenliebe

Schon als Kind faszinierte mich die grosse Vielfalt und die Unterschiedlichkeit dieser grünen Lebewesen. Ich wuchs auf der Insel Rügen auf einem einsamen Hof am Meer auf. Unser nächster Nachbar lag vier Kilometer entfernt. Und so zog es mich oft magisch in die undurchdringliche Wildnis der Steilküste. Ich bewunderte Schlüsselblumen auf einer Wiese direkt am Steinstrand, betrachtete die frühe Eschenblüte, bekam die dunkle, dornige Stärke des dicht wuchernden Weissdorn mit, der immer als erstes hell und duftend im Frühling blühte. Und wunderte mich über einen wilden Spargel auf einem windstillen Fleck über dem Meer. Jede Pflanze hatte ihren Ort, ihren Zauber und ihre Geschichte. Und obwohl sie anders als die Tiere an ihren Ort gefesselt ist, strahlt sie eine Kraft und Ruhe aus, die ich wahrnehmen konnte. Wie es nur einem Kind möglich ist, liess ich mich manchmal völlig frei im dichten Grün der Steilküste treiben. Nur geleitet von den Eindrücken, von Neugier und dem Einssein mit meiner Umgebung, fand ich mich dann oft am Fuss eines kraftvollen Baumes wieder und setzte mich dort in die Ausbuchtung zwischen seine Wurzeln. In den „Armen“ dieser ruhigen Geschöpfe empfand ich eine tiefe Ruhe.

Pflanzen,Natur,Liflore,Philipp Aeschbacher

Mit der Kraft eines Baumes verschmelzen

Auch als Erwachsene können wir das Verschmelzen mit einem Baum geniessen. Ich möchte dich einladen eine kleine Übung zu machen, die du bei deinem nächsten Spaziergang in der Natur durchführen kannst:

Mache einen Waldspaziergang an einem Ort, an dem du dich sicher und geborgen fühlst. Wenn andere Menschen dich stören würden, suche dir eine stille Ecke im Wald, wo du dich unbeobachtet fühlst.

Nimm deine Umgebung mit allen Sinnen wahr. Lausche auf Geräusche: Vielleicht raschelt das Herbstlaub unter deinen Füssen oder ein Vogel ruft in der Ferne. Rieche den Duft des Waldes, beobachte die vielen Farben, das Spiel von Licht und Schatten in den Baumkronen. Geniesse die Ruhe und komme in dir und in der Natur an.

Formuliere nun die Absicht, einen Baum der Kraft zu finden. Du wirst intuitiv spüren in welche Richtung es geht. Vertraue deinem inneren Impuls und geh los. Du wirst es wissen, wenn du vor dem Baum stehst, den du gerufen hast.

Berühre den Baum. Frage den Baum innerlich, ob er einverstanden ist, dir zu helfen. Versuche wahrzunehmen, ob dieser Baum dir positiv gegenübersteht. Nicht alle Bäume sind den Menschen – verständlicherweise – gut gesonnen. Setze dich nun zu seinen Füssen hin und lehne deinen Oberkörper an den Baumstamm.

Stelle dir vor, wie die Energie des Baumes von dem weit verzweigten Wurzelsystem bis in die Blattspitzen der stolzen Baumkrone fliesst und wieder zurück. Nimm die Energie und Kraft des Baumes wahr. Stelle dir vor, dass du immer mehr mit dem Baum, seiner Krone und seinem Wurzelsystem verschmilzt. Dann bitte das Baumwesen, dir zu helfen. Stelle dir vor, wie die lichtvolle Energie des Baumes von oben durch dich hindurch fliesst und Schmerz und Dunkelheit mit sich nimmt und in die Erde abfliessen lässt. Im schamanischen Glauben hat die Erde die Fähigkeit diese Energie mühelos zu transformieren. Lasse die Baumenergie so lange durch dich fliessen, bis du zur Ruhe kommst und dich wohlfühlst.

Bedanke dich nun bei dem Baumwesen für seine Hilfe. Lasse wenn möglich eine kleine Opfergabe für den Baum da: Einen Schluck Wasser, einen schönen Stein oder eine Blüte. Verabschiedesdich dann von dem Baum.


Gerne kannst du diese Übung immer wieder durchführen. Sie braucht nicht viel Zeit und kann sich sehr positiv auf dein Gemüt und deine Verbindung zur Natur auswirken.

Pflanzen,Natur,Liflore,Philipp Aeschbacher

Rettung in letzter Sekunde

Ich mache diese Übung gerne bei einer Gruppe alter Eichen in unserem Garten. Sie sind so schöne, mächtige Lebewesen und der Kontakt zu Ihnen tut mir gut. Ich habe schon dutzende Tierarten auf Ihnen entdeckt: Kleiber und Spechte untersuchen eifrig ihre Rinde nach essbaren Käfern und Asseln. Ameisen unterhalten ganze Strassen auf ihrem Stamm. Raupen machen sich im Frühjahr an Ihren jungen Blättern zu schaffen und Hirschkäfer brauchen ihr vergehendes Holz zum Überleben.

Eines Tages sollte sich meine Verbindung mit den Eichen als sehr wichtig erweisen. Meine Frau war unterwegs und auf mich warteten eigentlich noch viel Aufträge in unserer Naturkosmetik Manufaktur: Ich hatte aber das komische Gefühl, zu Hause bleiben zu müssen.

Im nahen Wald waren an diesem Tag Forstarbeiter unterwegs und taten ihre Arbeit. Mich störte die effiziente Art und Weise, wie alte Bäume dem Erdboden gleich gemacht wurden. Ich machte mir aber keine weiteren Gedanken darüber. Auf einmal beschlich mich ein ungutes Gefühl. Ich hätte es ignorieren können, doch ich nahm meinen Mut zusammen, zog mir Jacke und Stiefel an, verliess das Haus und ging den Arbeitern entgegen. Sie waren unserem Haus schon recht nahe.

Ich begann mit ihnen zu sprechen und es stellte sich heraus, dass sie gerade vorhatten, die grossen, alten Eichen auf unserem Grundstück zu fällen! Ich erschrak. Sie hatten die Anweisung von der Gemeinde, die grossen Bäume zu fällen. Sie meinten, unsere Eichen gehörten auch zum Gemeindegebiet. Ich konnte ihnen beweisen, dass diese Eichen auf privatem Grund stehen und nicht gefällt werden dürfen.

Die Waldarbeiter lenkten ein und liessen sogar noch zwei weitere Eichen stehen, an denen wir Vogelhäuschen aufgehängt hatten. Ich war sehr, sehr erleichtert.

Einmal mehr war ich berührt, wie stark so eine Pflanzen-Verbindung sein kann. Hätte ich nicht auf mein Gefühl gehört, würden mein Blick nun auf eine Reihe Baumstümpfe fallen, anstatt auf diese wunderschönen, alten Baumwesen.

Mit Pflanzen verbunden

Oft sind wir so in unserem Alltag gefangen, dass wir den Blick auf das Wesentliche verlieren. Jeden Tag schenken uns Pflanzen so viel und doch wir vergessen wir es dankbar zu sein. Ich meine damit kein Erntedank-Rummel oder ein Tischgebet an den Gott dort oben, sondern ein Dankeschön an die lebendige Natur. Sie ist es, die uns versorgt – trotz aller menschlichen Technik.

Manchmal bin ich bei einem Spaziergang in meinen Gedanken gefangen. Dabei müsste ich nur die Augen aufmachen um mich all dieser Wunder bewusst zu werden, die sich vor meinen Augen abspielen. Büsche, die ihre Blätter mit den zunehmend kälteren Tagen rot färben. Knospen, die sich in Blüten verwandeln und Blüten, die sich in Samenkapseln transformieren um damit nicht nur genau das Bedürfnis der Pflanze erfüllen, sondern auch unvergleichliche Schönheit erschaffen, in einem geschlossenen Kreislauf ohne Abfälle. Solche Wunder passieren ständig um mich.

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Ich habe das Glück, bei Liflore Naturkosmetik mit den Wundern und den Geheimnissen der Pflanzen arbeiten zu dürfen. Ob beim Ziehen und der Pflege der Kräuter in unserem Wirkpflanzengarten, dem Sammeln von Wildpflanzen in den Bergen, dem Herstellen von Extrakten oder dem alchemistischen Destillieren der Pflanzenwässer für unsere Kosmetik: Ich bin immer wieder erstaunt, wie mich die Kräuter Demut und Geduld lernen und mir Inspirationen und Weisheit zukommen lassen, wenn ich mich wirklich auf sie einlasse.

Ich empfehle dir deshalb – vielleicht gerade heute, oder morgen – dir einen Moment Zeit zu nehmen und dich mit einer Blume oder einem Baum zu verbinden. Sie mit der Neugier eines Kindes zu erforschen. Ihren Duft, ihre Farbe, ihre Berührung aufzunehmen und offen zu sein für die Eingebungen aus einer uns unbekannten Welt. Es ist immer wieder erstaunlich, was bei solchen „Pflanzenmeditationen“ herauskommt.

Diese Pflanzenrituale sind längst nicht nur verträumten Naturmenschen und den Native Americans vorbehalten: Im Wildkräuterkurs in meinem Studium der Agrarwissenschaften hatten wir je eine halbe Stunde Zeit, um die behandelte Pflanze in einer Meditation, mit einer Zeichnung, mit dem Geruchsinn oder den Händen zu erforschen. Und die Ergebnisse waren oft erstaunlich tief, fügten sich mit den anderen Eingebungen der Gruppe zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen und waren verglichen mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen sehr akkurat. In uns stecken eben erstaunliche Fähigkeiten, die darüber hinausgehen ein Thermometer abzulesen😊. Ich möchte Sie ermutigen die Welt der grünen Lebewesen kennen zu lernen. Werde „pflanzenverbunden“!

Philipp Aeschbacher

Geschäftsführung Liflore Nautrkosmetik, Garten und Extrakte

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